Forschung

Forschungsprojekt zu Tischbein

nun auch auf LAGIS erreichbar

Die Künstlerfamilie Tischbein aus Hessen – ein malerisches Talent über vier Generationen

Alles begann in Haina: Dort war Johann Heinrich Tischbein (1682–1764) als Hospitalsschreiner tätig. Aus Liebe zum Holz schreinerte und drechselte er und seine Frau Susanna Margaretha (1690–1772) entwarf Stickmuster und unterhielt eine Stickschule. Mit ihren Kindern zeichnete sie. Unter ihren Nachkommen waren dann zahlreiche Maler und Malerinnen, die über Generationen in ganz Europa erfolgreich waren.

Die Biographien sind geprägt von Talent, Fleiß und glücklichen Umständen. Einigen gelang der gesellschaftliche Aufstieg zu Hofmalern, andere machten sich zudem auch einen Namen als Autoren. Einige erlernten zunächst das Handwerk des Tapetenmalens und begegneten Mäzen, die ihnen den weiteren Weg ermöglichten. Der 1722 geborene Johann Heinrich Tischbein d.Ä. wurde Professor und erster Direktor der Kasseler Kunstakademie, sein Neffe Johann Friedrich August (1750–1812) erhielt einen Ruf auf diese Position in Leipzig. Beide hatten jeweils eine sehr begabte Tochter: Amalie Wilhelmine (1757–1838) in Kassel und Caroline (1783–1843) in Leipzig, die schon als Kleinkind unterrichtet wurden. Sie sind aber längst nicht die einzigen begabten Künstlerinnen der Familie, die hier erforscht wurden. In Hamburg leitete Johann Anton Tischbein (1720–1784) ein florierendes Atelier und erledigte auch Aufgaben in der Restaurierung. Aufgrund der großen Nachfrage führten diese Maler ihre Werkstätten wie kleine Manufakturen, denn die zahlreichen Aufträge waren nur in Kooperation zu leisten. Der heute berühmte (Goethe-) Tischbein (1751–1829) berichtete denn auch, wie viele Paletten und Pinsel er 1765 täglich für die zahlreichen Mitarbeiter in Kassel zu reinigen hatte. Später wird er für ein Gemälde weltberühmt, das er selbst nicht einmal beenden konnte: „Goethe in der Campagna“ (Frankfurt, Städelsches Kunstinstitut). Es war in dieser Familie ganz selbstverständlich, dass die Familienmitglieder – bei Tischbein d.Ä. neben seiner Nichte Johanna (1755–1800), Johann Georg Pforr (1745–1798) und Ludwig Philipp Strack (1761 – 1836) sowie Christian W. Unger (1775–1855) und Neffe E.F.F. Robert (1743–1843) – ohne mit einer eigenen Signatur in Erscheinung zu treten, in der Werkstatt mitarbeiteten.

Die Vernetzung der Forschung an der Universität Kassel (Prof. Dr. Martina Sitt und Promovenden sowie Masterstudierende) aus den Jahren 2011-2019 über LAGIS wird nun erstmals eine abrufbare Übersicht des aktuellen Wissens zu den Biographien, Oeuvres und Beziehungsnetzwerken der Tischbeins sowie der neuesten Literatur ermöglichen [das Projekt wurde am 13.11.2019 begonnen und befindet sich aktuell im Aufbau]. Diese Forschungsaufgabe zu fördern ist auch Ziel der 2019 in Kassel gegründeten Internationalen Tischbeingesellschaft.